Gebraucht-Elektroautos verlieren an Wert während Benziner teurer werden
Der deutsche Gebrauchtwagenmarkt zeigt im November eine bemerkenswerte Entwicklung: Während gebrauchte Elektrofahrzeuge um 0,6 Prozent günstiger wurden und bei einem Durchschnittspreis von 34.009 Euro notierten, stiegen die Preise für Benziner um 0,7 Prozent auf 25.146 Euro. Im Jahresverlauf haben Elektroautos bereits 2,6 Prozent ihres Wertes verloren.
Wachsende Skepsis bei Verbrauchern
Diese Preisentwicklung spiegelt die anhaltende Zurückhaltung der Käufer wider. Laut dem AutoScout24 Gebrauchtwagen-Preis-Index stellten Händler 7,4 Prozent mehr gebrauchte Elektrofahrzeuge in ihre digitalen Showrooms, während die Nachfrage um 9 Prozent sank.
Eine aktuelle DEKRA/Ipsos-Studie bestätigt diese Tendenz: 64 Prozent der deutschen Gebrauchtwagenkäufer können sich ein gebrauchtes Elektroauto "eher nicht oder überhaupt nicht" vorstellen. Dieser Wert ist sogar höher als 2023 (59 Prozent). Nur 19 Prozent würden sich "auf jeden Fall oder sehr wahrscheinlich" für einen gebrauchten Stromer entscheiden.
Unbegründete Sorgen um Batteriezustand
Die größten Bedenken betreffen den Zustand der Batterie (43 Prozent) und die Reichweite (41 Prozent). Weitere Sorgen gelten unklaren Restwerten (24 Prozent) und fehlenden Lademöglichkeiten (27 Prozent).
Wissenschaftliche Analysen zeigen jedoch, dass diese Befürchtungen weitgehend unbegründet sind. Eine Auswertung der Stuttgarter Technologie-Beratungsfirma P3 von über 7.000 Elektroautos belegt: Batterien bleiben auch jenseits von 300.000 Kilometern "gesund".
Der Gesundheitszustand der Batterie, als State of Health (SoH) bezeichnet, gibt an, wie viel Prozent der vollen Kapazität noch nutzbar sind. Selbst E-Autos mit 200.000 oder 300.000 Kilometern verfügen im Durchschnitt noch über 87 Prozent SoH.
Batterielebensdauer übertrifft Erwartungen
Wissenschaftler des SLAC-Stanford Battery Centers ermittelten eine durchschnittliche Lebensdauer von 313.000 Kilometern oder 14 Jahren, bevor die Leistung signifikant nachlässt. Batterien halten im realen Betrieb bis zu 38 Prozent länger als Labortests vermuten ließen.
Ein wichtiger Befund: Der Kapazitätsverlust verläuft nicht linear. Der größte chemische Prozess findet innerhalb der ersten 30.000 Kilometer statt, danach verlangsamt sich die Alterung deutlich. Nach 100.000 Kilometern verfügen Elektroautos im Schnitt noch über gut 90 Prozent ihrer Kapazität.
Transparenz als Schlüssel zum Erfolg
DEKRA-Geschäftsführer Jann Fehlauer betont, dass der Handel Überzeugungsarbeit leisten müsse. Transparenz und Qualitätssicherung seien entscheidend, um das Vertrauen der Kunden zu stärken. Der technische Zustand der Batterie sollte mit unabhängigen Prüfberichten dokumentiert und Garantien angeboten werden.
Obwohl nur 12 Prozent der Befragten unabhängige Batterietests als besonders hilfreich ansehen, zeigt dies den Bedarf an verstärkter Aufklärungsarbeit. Erst dann kann der Gebrauchtwagenmarkt für Elektrofahrzeuge sein volles Potenzial entfalten und einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten.