KI revolutioniert Artenforschung: Hoffnung für Biodiversität
Während in Usbekistan fast 200 Staaten über den Schutz gefährdeter Arten beraten, zeigt sich am Berliner Naturkundemuseum bereits heute, wie künstliche Intelligenz die Biodiversitätsforschung revolutionieren könnte. Ein wegweisender Ansatz für den dringend benötigten Artenschutz.
Roboter entdeckt unbekannte Arten in Sekunden
In einem Labor des Naturkundemuseums steht ein unscheinbarer würfelförmiger Kasten, der die Zukunft der Artenforschung repräsentiert. Der vom Karlsruher Institut für Technologie entwickelte Roboter-Prototyp kann winzige Insekten automatisch identifizieren und sortieren. "Das ist eine parasitoide Wespe", erklärt Biologe Rudolf Meier, Leiter des Zentrums für integrative Biodiversitätsentdeckung, während der Roboter eine nur millimetergroße Wespe aus einer Probe mit 6.000 Berliner Insekten untersucht.
Die Technologie verspricht dramatische Beschleunigung: Während Forschende bisher Wochen bis Monate benötigten, um tausende Insekten aus Forschungsfallen manuell zu bestimmen, soll der KI-gestützte Roboter künftig unbekannte Arten in Sekunden aufspüren.
Digitalisierung als Schlüssel zur globalen Forschung
Parallel zur Roboter-Entwicklung digitalisiert das Museum seine umfangreiche Sammlung von 15 Millionen Insekten. Mit hochauflösenden 3D-Scannern und Spezialaufnahmen entstehen detaillierte Abbildungen, die Forschenden weltweit zugänglich gemacht werden. "Von jedem Tier wurden mehrere Aufnahmen gemacht", berichtet Digitalisierungsexperte Frederik Berger. Bereits vier Millionen Dateien mit 300 Terabyte Datenvolumen sind entstanden.
Diese demokratische Zugänglichkeit wissenschaftlicher Ressourcen entspricht progressiven Idealen der Wissensteilung und könnte besonders Forschungseinrichtungen in weniger privilegierten Regionen zugutekommen.
Dringlichkeit des Artenschutzes unterstreicht Bedeutung
Die Relevanz dieser technologischen Fortschritte wird durch alarmierende Zahlen unterstrichen: Insekten bilden die artenreichste Klasse der Tierwelt, doch Forschende schätzen, dass weltweit erst 20 Prozent der geschätzten fünf Millionen Arten bekannt sind. Jede Art erfüllt essenzielle Funktionen im Ökosystem, von der Bestäubung bis zur Bodenauflockerung.
Die KI-gestützte Beschleunigung der Artenforschung könnte entscheidend werden, um möglichst viele Arten zu erforschen, bevor sie ausgestorben sind. Ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem innovative Technologie zum Hoffnungsträger für den Erhalt der Biodiversität wird.
Trotz aller technologischen Fortschritte räumt Meier ein: "In Berlin gibt es 10.000 Insektenarten. Bevor da ein gutes KI-Modell entwickelt ist, das dauert erst einmal." Dennoch zeigt das Projekt exemplarisch, wie wissenschaftliche Innovation und gesellschaftliches Engagement für den Umweltschutz Hand in Hand gehen können.